Mittwoch, 1. Februar 2017

Meine Arbeit - Kellnern in Tokyo, Akasaka 

Warum kam denn solange nichts mehr, was war denn los ?! Nun, das lag daran, dass ich in letzter Zeit sehr viel gearbeitet hatte. Wie schon erwähnt kellnere ich gerade in einem deutschen Restaurant in Akasaka.  Ein Teil Tokyos, in dem vor allem auch "Prominente" leben und was ein sehr belebter Teil ist, ganz besonders Abends . Und heute möchte euch mal berichten, wie das ganze so aussieht. Denn um ehrlich zu sein, ist die Arbeit unfassbar anstrengend! Vor allem, wenn wir Tage haben, wo die Leute das bekannte " drink as much as you can " bestellt haben. Dann zahlt man ja bekanntlich einen festen Preis und kann dann soviel trinken wie man will. Bei uns ist das dann auch noch mit einem Menü verbunden, was es dazu gibt. Dauern tut der ganze Spaß 2h. Wenn dieses Menü jedoch 30 Leute haben, wird es erst so richtig stressig. Leider ist das Restaurant nämlich nicht wirklich groß und demnach haben wir das Problem, dass wir viele Tische zusammenschieben müssen, damit die Gäste dann relativ zusammensitzen können, falls sie reserviert hatten. Oftmals machen wir dann zwei lange Tischreihen. Problem an der Sache ist dann aber, dass, weil der Raum länglich aufgebaut ist, für uns Kellner nicht wirklich viel Platz ist, da sich viele Japaner dann dort noch sehr "dick" machen. Also schlängelt man sich mit  dem Bier, wo oben der Schaum hin und her schwappt durch den engen Weg, während man in der anderen Hand noch bis zu 2 Teller mit gebratenem Fleisch hat, das in einer Soße eingelegt ist, die auch schwappend auf dem Teller hin und her fließt und währenddessen noch vor sich hin köchelt. Man manövriert sich durch die Sitzreihe quetscht sich an den Kollegen vorbei, die auch gerade ausgeschenkt haben und gibt Acht, dass nichts vom Teller auf einen der Köpfe der lautstark erzählenden Japaner tropft. Gleichzeitig nimmt man von links und rechts Bestellungen auf, schaut ob man danach noch irgendwo abräumen kann, und kontrolliert permanent den Eingangsbereich ob neue Kunden kommen. während man immer wieder einen Schulterblick einrichtet um zu schauen, ob schon neues Bier gezapft wurde.

Lohnt sich der ganze Stress denn ? Nun, verdienen tue ich gar nicht soooo viel Geld, aber es würde reichen um hier zu wohnen. Nur für mich selbst bleibt nicht so viel übrig. Doch obwohl ich lange kein Geld von zu hause annehmen wollte, habe ich meine Eltern nun doch gefragt, ob sie mich ein wenig unterstützen können. Wenn man nur Arbeitet um am Ende fast alles für Steuern und Miete zu zahlen, ist das keine so große Motivation. So habe ich dann vielleicht doch etwas mehr Taschengeld dann. Danke nochmal an meine Familie für die ganze Tatkräftige Unterstützung jederzeit ! Ich bin sehr dankbar dafür. Habe euch Lieb :) !
( In Japan gibt es kein Trinkgeld, da es kulturell als unhöflich angesehen wird )

Achja, anfangs habe ich nur gekellnert, Nun stehe ich auch hinter der Bar und zapfe das Bier und bereite die Cocktails zu. :)



Im großen und ganzen macht mir das hier aber doch sehr sehr viel Spaß und mein Team ist wirklich sehr geduldig, hilfsbereit und lieb. Ich mache auch auf alle  Fälle super Erfahrung in dem Bereich Gastronomie. 

Mein Abendbrot in der Nachtschicht
Gemeinsames Essen in der Mittagspause 



Ganz links mein Chef, ganz rechts ein guter Kumpel, in der Mitte zwei Gäste.
( Es fehlen auf dem Bild noch eine ganze Menge! )
Foto: vor 43 Tagen, Mitte Dezember
 Wenn ich dann fertig bin mit der Nachtschicht ( 17:00 Uhr bis 23:00 Uhr ) begebe ich mich zur Station und fahre rund 45min nach Hause. Unglücklicherweise immer in der Rush-Hour weshalb ein riesiges Gequetsche im Zug ist, und ich erschöpft fast einschlafe

Willkommen in der Arena 



Als ich damals angefangen habe Japanisch zu sprechen, wurde ich schon immer für meine Aussprache gelobt. Selten habe ich Leute getroffen, die ich bewundert habe und gegen die ich im vergleich nichts war. Aber zuvor war ich auch noch nicht in der "Arena" - Tokyo.
( Ich finde diese Metapher zu schön :D ! )
Seit ich hier bin, begegne ich Leuten die fließend, perfektes Japanisch können, und ohne Akzent reden. Überall, im Restaurant, auf der Straße, oder in Geschäften. Vor allem in meinem Restaurant arbeiten zwei Mädchen, 26 und 28 die beide perfekt sprechen! Obwohl ich auch nicht schlecht spreche, sind die mir noch um einiges voraus. Und das motiviert mich! Doch um fair zu bleiben, ich beschäftige mich nun richtig intensiv seit rund einem Jahr mit der Sprache, während sehr viele hier leben oder ein  Auslandssemester und ein Studium abgeschlossen haben. Das habe ich alles nicht. Ich war "nur" als Austauschschüler hier, und wenn ich mit 11 Monaten so reden kann, ist das für mich eindeutig ein Beweis, dass ich talentiert bin. 


Ein anderes Beispiel war, als ich letztens im Shareroom saß und ein Kumpel aus Tajikistan, der hier studiert hat und eine Holländerin die auch Japanologie studiert hat, an einem Tisch mit mir saßen. Deutsch konnten beide nicht, Russisch, Tajikistanisch konnten sie und ich nicht und Englisch er nicht. Also sprachen wir mit einer Sprache für die wir hier waren und so viel Passion haben: Japanisch. Beide hatten eine super Aussprache und großen Wortschatz. Durch ihr Studium haben sie auch bessere Arbeit und verdienen mehr, aber ich hatte sehr viel Spaß und wir konnten uns zu dritt gut unterhalten! Nach rund 30min kehrten alle ins Zimmer zurück. Ich habe mir viel abgeschaut, viel gelernt und das Feuer in mir noch um einiges stärker erflammen lassen. Und eins ist sicher. Ich werde sie noch alle einholen.

Ich werde. Ganz sicher. 





Nächste Woche möchte ich mit Johannes, einem Kumpel der hier mit in meinem Zimmer wohnt nach Kamakura. Da wird es dann auch auf alle Fälle einen Blog zu geben auf den ich mich schon sehr freue. Allgemein habe ich jetzt etwas weniger Schichten angenommen um auch mal ein wenig ausschalten zu können und mir hier auch etwas anzugucken. :) ! 

Der liebe Johannes, wohnt mit in meinem Zimmer. :) 



Die Mauer 

Es ist kein Geheimnis das Japan extrem teuer ist. 50% ist an Lebensmiteln importiert. So kosten drei Tomaten mal gerne 4 Euro oder Erdbeeren vor einigen Wochen noch 8, jetzt 5-6 Euro. Durch die Miete und die Kosten läppern sich die Ausgaben. Also muss Arbeit her, um die Finanzen zu managen.
Wenn da nicht die Mauer wäre. Leider ist es oftmals so, dass Japaner ein Level voraussetzen, dass viele hier nicht so schnell erreichen können, da sie noch keine Erfahrungen hatten mit der Sprache. Es ist nun so, dass einigen das Geld ausgeht und sie frühzeitig nach Haus fliegen müssen. 
Andere planen schon Ihre Reise und berechnen, wie lange sie noch hier bleiben können. Wieder andere haben einfach ganz viel gespart oder bekommen genügend Geld von zu Hause.
Doch eines ist sicher. In dem Sharehouse hier kommen und gehen die Leute. Es ist wirklich eine Mauer, eher gesagt eine Sprachbarriere die die Reise hier wirklich beenden kann.

Aber das war es vorerst ! 
Ganz liebe Grüße, danke fürs Lesen und bis zum nächsten Blog, 
Hanni